Candidate Journey – Was für eine lange, seltsame Reise

Candidate Journey – Was für eine lange, seltsame Reise

Die Candidate Journey

Was für eine lange, seltsame Reise…

Wenn der Satz „Was für eine lange, seltsame Reise…“ das ist, was Kandidat/innen mit dem Bewerbungsprozess verbinden, den sie in Ihrem Unternehmen durchlebt haben, sollten Sie sich noch einmal Gedanken über die sogenannte Candidate Journey machen. Die Candidate Journey ist gewissermaßen die Reise, die der Bewerber antritt, sobald er Ihre Stellenausschreibung wahrnimmt und sich dazu entscheidet, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Präziser formuliert: Die Candidate Journey bezeichnet den gesamten Personalschaffungsprozess aus Sicht des Kandidaten. Sogenannte Kontaktpunkte sind alle Berührungspunkte des Kandidaten mit dem Unternehmen. Davon zu unterscheiden ist die Candidate Experience, welche die Summe aller Erfahrungen bezeichnet, die ein Kandidat an den Kontaktpunkten sammelt. Darüber hinaus gibt es noch die sogenannte Employee Experience, die die Erfahrungen des eingestellten Kandidaten als Mitarbeiter des Unternehmens beschreibt. Während wir uns im vorigen Artikel vornehmlich mit E-Recruiting im allgemeinen auseinandergesetzt und im Zuge dessen u.a. ausgewählte Ergebnisse der Recruiting Trends Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg beleuchtet haben, wird es in diesem Artikel darum gehen, nach welchen Kontaktpunkten Bewerber Ausschau halten, worauf diese im Bewerbungsprozess Wert legen und welche Merkmale Sie als Arbeitgeber besonders attraktiv machen.

Es gibt eine Reihe möglicher Kontaktpunkte, die Ihr potentieller Bewerber ansteuern kann: Stellenausschreibungen auf der Unternehmenswebsite, in der Jobbörse oder in sozialen Netzwerken, ggf. einen Messestand und natürlich die direkte Kontaktaufnahme per Mail, Bewerbungsformular, Nachrichten in sozialen Netzwerken oder Telefonaten. Das mag zunächst recht trivial klingen, aber diese Reise beinhaltet eine Reihe potentieller Stolpersteine, die nicht nur einem Kandidaten zum Verhängnis werden können – auch das Unternehmen hat viel zu verlieren. Während Kandidaten u.U. ein Traumjob durch die Lappen geht, wenn sie sich nicht im rechten Licht präsentieren, verlieren Unternehmen womöglich ihre Traumbewerber – und zwar noch bevor diese überhaupt in direkten Kontakt mit dem Unternehmen getreten sind. Dieser Verlust kann sich schon einstellen, sobald Ihr Wunschkandidat den Stellentitel liest: 40% der Kandidaten bewerben sich nicht auf als unverständlich empfundene Jobtitel – selbst wenn sie die in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen erfüllen. Zu diesem Ergebnis kommt die Candidate Journey Studie „Good Practices – Vom passenden Kandidaten zum loyalen Mitarbeiter“ aus dem Jahr 2017. Ein weiterer Traumbewerber-Schreck sind schlechte Arbeitgeberbewertungen, die Arbeitnehmer auf Plattformen wie Kununu abgeben können: 36,8% der Kandidaten haben sich schon einmal aufgrund schlechter Arbeitgeberbewerbungen nicht auf eine Stelle beworben und 27,5% haben aufgrund dessen sogar schon ein Jobangebot abgelehnt*. An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht, ob diese – oftmals großteils digitale Reise – der Bewerber für Sie wirklich von Belang ist und es nicht vielleicht schon ausreicht, wenn Sie an Ihren Jobtiteln und etwas an der Unternehmenswebsite feilen. In diesem Falle muss ich Sie unglücklicherweise enttäuschen. Die folgenden Abbildungen zur Nutzung von Social Media Kanälen zur Suche nach Informationen und Stellenangeboten sowie zur Vernetzung mit Unternehmen, sprechen eine deutliche Sprache*:

 

Dass Kandidaten diese Kanäle nutzen, liegt sicher nicht nur daran, dass 2 von 3 Kandidaten es gut finden, wenn Unternehmen Social Media Anwendungen in der Personalbeschaffung einsetzen*, sondern auch daran, dass mehr als die Hälfte der Kandidaten davon ausgeht, dass Unternehmen es von ihnen erwarten, dass sie sich in Social Media Anwendungen über Karrierethemen informieren und nach Stellenanzeigen suchen*. Insofern kann es für Sie entscheidend sein, die für Bewerber relevanten Informationen in diesen Netzwerken professionell aufbereitet zur Verfügung zu stellen – andernfalls geht Ihnen der ersehnte Kandidat eventuell durch die Lappen. Dies geht auch aus der bereits zitierten Candidate Journey Studie „Good Practices – Vom passenden Kandidaten zum loyalen Mitarbeiter“ hervor. Rund 70% der Stellensuchenden erwarten von den Unternehmen Informationen über die Unternehmenskultur und Werte* – das liegt wohl auch daran, dass 85% ihre kulturelle Passung zum zukünfitgen Arbeitgeber als wichtig oder eher wichtig einstufen*. Umso enttäuschter sind diese Bewerber natürlich dann, wenn die Selbstdarstellung der Unternehmenskultur nicht dem entspricht, was sie bei Antritt der Stelle tatsächlich vorfinden: Gerade einmal 40% der Arbeitgeber gelingt es, vor und während des Bewerbungsprozesses die eigene Kultur passend zu vermitteln*. Während 25% der Bewerber die Unternehmenskultur nach Jobantritt als besser erlebt haben als zuvor dargestellt, erlebt 1/3 der Studienteilnehmer diese als schlechter*. Der ideale Ort zur Vermittlung dieser Werte und sonstiger für Bewerber relevanter Informationen ist ein Online-Arbeitgeberprofil – 6 von 10 Bewerbern hätten gerne auf eine solche Informationsquelle zurückgegriffen. Die Beliebtheit solcher Profile könnte sich damit erklären lassen, dass sie aus Bewerbersicht wertvolle Stichpunkte liefern, die sich im Anschreiben verwenden lassen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es Bewerber gibt, für die die Formulierung dieses Anschreibens regelrecht Stress bedeutet. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum zu den Top Findings der Candidate Journey Studie gehört, dass die Simplifizierung des Bewerbungsprozesses dringend notwendig ist, insbesondere aus Sicht jüngerer Bewerber. Jedoch sind nicht alle Maßnahmen zur Vereinfachung beliebt: Bei 17% der unter 30-jährigen sind E-Recruiting-Formulare derart unbeliebt, dass sie lieber ganz auf eine Bewerbung verzichten.

Bezüglich der Suche nach Informationsquellen zu neuen Stellenangeboten kommt die Candidate Journey Studie zu dem Ergebnis, dass Online-Stellenanzeigen der wichtigste Personalbeschaffungskanal bleiben:

 

Quelle: Good Practices – Vom passenden Kandidaten zum loyalen Mitarbeiter. Candidate Journey Studie 2017

 


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